(23.05.2006) Presseinformation | Angsträume in Berlin

Was sind Angsträume?

Angsträume sind Orte des (halb-)öffentlichen Raumes, an denen Minderheitenangehörige Angst haben müssen, verbaler oder physischer Gewalt ausgesetzt zu sein, und die deshalb gemieden oder mit Vorsicht und Angst betreten werden.

Angsträume können über längere Zeit existieren oder situativ und temporär sein: Für Menschen mit Migrationshintergrund oder schwarzer Hautfarbe kann schon die zufällige Begegnung mit einem gewaltbereiten Alltagsrassisten im Supermarkt eine Bedrohungssituation darstellen.

Angsträume mit rechtsextremem Hintergrund in Berlin.

Verfestigte Angsträume mit rechtsextremem Hintergrund gibt es in Berlin vor allem dort, wo mehrere Kneipen, Restaurants und Läden existieren, die von Rechtsextremen frequentiert oder betrieben werden, rechtsextreme Kader und Aktivisten wohnen und Knotenpunkte des ÖPNV liegen. Minderheitenangehörige, die in solchen Gegenden leben, diese durchqueren, um Freunde zu besuchen oder zur Arbeit zu fahren, sind daher einer erhöhten Gefahr ausgesetzt, auf (potenzielle) Täter zu treffen.

Angsträume durchbrechen.

Entscheidende Ursache für die Existenz von Angsträumen ist ein fehlendes Problembewusstsein der Mehrheitsbevölkerung und die Tatsache, dass umstehende Zeugen von verbaler oder physischer Gewalt gegen Minderheiten oftmals nicht eingreifen und die Opfer nicht unterstützen.
Die Problemlage ist eine des gesellschaftlichen Klimas, also rein repressiv nicht in den Griff zu bekommen. Erforderlich ist vielmehr die Sensibilisierung und Mobilisierung der Mehrheit der Bevölkerung in einem Angstraum um das Klima der Angst zu durchbrechen. Zentral sind hierfür auch Problembewusstsein und offensiver Umgang seitens öffentlicher Institutionen und Kommunalpolitik.

Der Umgang mit Angsträumen ist ein Gradmesser lokaler demokratischer Kultur.

Wirksame Gegenstrategien müssen zum Ziel haben, den öffentlichen Raum durch angemessene Maßnahmen zu „demokratisieren“ und die Perspektive der Opfer nachhaltig innerhalb der gesellschaftlichen Diskussion zu verankern. Das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern gegen Rechtsextremismus und für Demokratie muss dahingehend gestärkt werden, dass die Freizügigkeit in dieser Stadt für alle Minderheitenangehörigen zu jeder Zeit und an jedem Ort angstfrei gewährleistet sein wird.