(21.07.2009) Neues Deutschland

Gigi, die ihren richtigen Namen aus Sicherheitsgründen nicht in der Zeitung lesen möchte, ist sofort aktiv geworden. “Ich bin zur Frankfurter Allee gefahren, habe in den Nachbarläden gefragt, was die wissen, und mir die Adresse von der Verwaltung der Hauses Nummer 91 besorgt.” Eine junge Frau habe den Laden im Juni angemietet, nachdem zwei Vertreter des “Doorbreaker” ihn zuvor besichtigt und für zu klein befunden hatten.

“Ein Scheingeschäft” vermutet Canan Bayram. Die Grünen-Abgeordnete ist seit der Gründung 2006 bei der Friedrichshainer Initiative gegen Rechts dabei, hat schon gegen gegen den alten “Doorbreaker” im Ring Center II protestiert. Bayram geht davon aus, dass in dem Geschäft auch weiter die Klamotten mit den Runen-Logos verkauft werden.

Mit dem Geschäftsführer des berlinomat, in dem Mode und Kunst von jungen Berliner Designern verkauft werden, habe sie auch geredet. Dort sehe man die neuen Nachbarn mit Sorge. “Niemand will in Friedrichshain eine Fascho-Fashion-Meile”, sagt Bayram – auch mit Blick auf das “Tromsø” wenige hundert Meter weiter.

Im Namen des Mieterladens, der auch Gründungsmitglied der Initiative gegen Rechts ist, hat Gigi an die Verwaltung geschrieben. Im Brief heißt es: “Wir werden, wie viele andere Menschen, Bewohner und Initiativen im Bezirk diesen Laden nicht tolerieren.” Aber auch, dass die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR) und das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg die Vermieter unterstützen würden. Verwaltung und Makler haben am nächsten Tag reagiert und einen Anwalt gegen die neuen Mieter eingeschaltet, erzählt Gigi.

Die MBR arbeitet derzeit eng mit dem Lichtenberger Bezirksamt und Centermanagern zusammen, um einen Mietvertrag mit entsprechenden Paragrafen zu entwickeln, mit denen die Anmietung durch derartige Firmen von Anfang an verhindert werden kann. “Wir setzen auf Prävention”, sagt Bianca Klose von der MBR. Neben der Ausschöpfung aller juristischen Mittel müsse aber auch “nach einer Sensibilisierung der Anwohnerinnen und Anwohner mit kreativen Protestformen deutlich gemacht werden, dass solche Läden nirgendwo erwünscht sind”.

In Leipzig und Magdeburg gab es Gerichtsurteile, die zur Schließung von “Thor Steinar”-Läden führten. Arglistige Täuschung war das Argument. Die Betreiber hätten die Vermieter im Vorfeld informieren müssen, was verkauft werden soll, da “Thor Steinar” nun einmal mit der rechten Szene in Verbindung gebracht werde. In Berlin muss das “Tønsberg” in Mitte aus dem gleichen Grund die Pforten schließen.

“Wir hoffen, dass es gelingt, den Mietvertrag zu annullieren, bevor der Laden eröffnet”, sagt Gigi. Die Friedrichshainer Initiative gegen Rechts überlegt, ob sie einen BSR-Container, der Ende August zur Biermeile als Blick-Blocker vor das “Tromsø” in der Petersburger Straße gestellt werden sollte, nun vor dem neuen “Doorbreaker” aufstellt – wenn er denn aufmacht.

Von Jörg Meyer

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