Die Marke gilt innerhalb der rechten Szene als Erkennungsmerkmal. Weil der Centermanager Uwe Timm vor Gericht eine einstweilige Verfügung gegen den Verkauf von Thor-Steinar-Kleidung erwirkte, wird im Geschäft nun eine andere Marke angeboten: Erik and Sons – bei Neonazis nicht minder begehrt.
“Inhaltlich ist das für mich kein Unterschied, es ist dasselbe in anderer Farbe”, sagt Timm. Er hat gegen den Ladenbetreiber inzwischen eine Räumungsklage erwirkt. “An der halten wir auf jeden Fall fest”, so der Centermanager.
Erik and Sons, seit 2007 auf dem Markt vertreten, gilt als Konkurrenz-Ableger von Thor Steinar. Die Geschäftsführungen beider Firmen sitzen im Raum Königs Wusterhausen in Brandenburg. Beide Marken haben einen ähnlichen Kleidungsstil, beide arbeiten mit germanischen Runen als Logos. Die Aufschriften auf T-Shirts, Pullovern und Hemden von Erik and Sons lauten “Braunbär”, “Viking Attack”, “Memel Expedition” oder “Trupp Nordland”. Eine Fassade aus nordisch-germanischer Mythologie, hinter der sich Doppeldeutigkeiten verbergen, die auf die NS-Zeit anspielen. “Nordland” etwa hieß eine Panzergrenadierdivision der SS, der Freiwillige unter anderem aus Dänemark angehörten.
“Da werden bewusst rechtsextreme Kodizes bedient”, sagt Sebastian Wehrhahn von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Berlin. “Das ist Teil einer Normalisierungsstrategie, mit der Rechtsextremismus innerhalb des demokratischen Spektrums etabliert werden soll”, sagt Wehrhahn.
Ungewöhnlich ist das Geschehen im Europa-Center in zweifacher Hinsicht: Zum einen wird das Geschäft seit 1996 von derselben Familie betrieben. Bis zum vergangenen Jahr sei dort neutrale Kleidung verkauft worden, die Betreiber seien nie negativ aufgefallen, heißt es im Centermanagement. Zum anderen handelt es sich bei den Ladeninhabern ausgerechnet um eine deutsch-türkische Familie. Der Mieter des Geschäfts heißt Murat Cakirtekin, er steht auch selbst hinter dem Ladentisch. Warum er plötzlich Marken verkauft, die bei ausländerfeindlich gesinnten Neonazis beliebt sind, will Cakirtekin nicht sagen. Sein Anwalt habe ihm geraten, nicht mit der Presse zu reden.
“Es liegt auf der Hand, dass Herr Cakirtekin nicht allein auf die Idee gekommen ist”, sagt Manager Timm mit Blick auf den überraschenden Wechsel im Sortiment. Auffallend sei, dass die Ladengestaltung seither deutlich an Professionalität zugenommen habe. Der Centermanager hält zudem Geldnot als Ursache für wahrscheinlich. “Herr Cakirtekin hat eine Eigenmarke vertrieben, mit der er Umsatzprobleme bekommen hat”, sagt Timm.
Wann der Laden, der erst im Dezember vorigen Jahres von “Shooters” in “Viking Brands” umbenannt wurde, endgültig geräumt wird, ist unklar. Bisher weigert sich Cakirtekin, die Ladenfläche zurückzugeben. Gegen die Kündigung legte sein Anwalt Widerspruch ein.
Druck erhält der Ladenbetreiber nun auch aus der Öffentlichkeit. Als direkte Reaktion hat sich in Charlottenburg-Wilmersdorf ein Bündnis gegen Rechts gegründet, dem sich unter anderem die Links-Partei, Grüne und Jusos angeschlossen haben. Sie verteilten am Sonnabend während einer Protestaktion im Europa-Center Flyer, in denen sie die Schließung des Ladens forderten.
(Sebastian Höhn)