(01.08.2007) Rundfunk Berlin Brandenburg

Neonazis fühlen sich in diesem Outfit besonders wohl. Vor allem die Runensymbolik hat’s den Rechtsextremen angetan. Die Geschäfte mit dem völkischen Chic laufen gut. Die Inhaber der umliegenden Geschäfte wollen sich zu ihrem Nachbarn lieber nicht äußern. Nur der junge Verkäufer in der Bäckerei gegenüber spricht mit uns und hat mit Thor Steinar kein Problem: „Find ich jetzt nicht schlimm. Also es gibt ganz normale kurze Hosen mit Blumen drauf, die ich auch trage oder einfach mal ein schwarzes T-Shirt mit ’ner Aufschrift hinten drauf, ganz normale Sache halt. – Haben Sie gewusst, dass das die Szenekleidung der rechten Szene ist, Thor Steinar? – Ja.“

Bei der SPD im Abgeordnetenhaus dagegen herrscht Empörung. Der innenpolitische Sprecher Thomas Kleineidamm kritisiert, dass ausgerechnet eine Städtische Wohnungsbaugesellschaft den Laden an den Geschäftsführer der Firma Mediatex vermietet hat, die das Label Thor Steinar bundesweit vertreibt: „Ich finde, eine städtische Wohnungsbaugesellschaft muss sich ihre Mieter genauer angucken. Bei dem, was wir in Berlin erleben an rechter Gewalt, an Zunahme von Rechtsextremismus, da finde ich es schon einen mittleren Skandal, wenn eine städtische Wohnungsbaugesellschaft nicht auf Meldungen reagiert, dass sie problematische Mieter hat.“

Die WBM weiß seit fast zwei Jahren, wofür Thor Steinar steht. Gegenüber der Abendschau will sich ihr Geschäftsführer nicht äußern. „Die zahlen Miete” heißt es lediglich. Auch die zuständige Verwaltung bleibt in Deckung. Die WBM sei wirtschaftlich unabhängig, deshalb gibt es keine Interviews.

Im Hause des Innensenators heißt es ebenfalls: kein Kommentar. Und das obwohl sich rot-rot den verstärkten Kampf gegen rechts auf die Fahnen geschrieben hat. Dass man Thor Steinar durchaus die Rote Karte zeigen kann beweist Hertha BSC. Der Bundesligist hat Fans von Thor Steinar-Klamotten Stadionverbot erteilt.

Hans-Georg Felder, Pressesprecher von Hertha BSC Berlin, erklärt: „Unser Ordnungspersonal ist dahingehend geschult worden, auch was Sticker und Symbole anbelangt, auch was die Marke der Kleidung anbelangt. Und die Fans werden dann vor die Wahl gestellt: entweder die Klamotten wechseln oder draußen bleiben.“

Mehr Sensibilität im Umgang mit Thor Steinar-Kleidung fordert auch Matthias Müller von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus. Er weiß, dass rechte Symbolik in der Szene einen hohen Stellenwert hat: „Nach innen ist das ein Signal, dass sie sich wieder erkennen im Alltag: Dieser Mensch, der auf mich zukommt, denkt ähnlich wie ich, ist ein Kamerad bzw. eine Kameradin. Nach außen hin ist es ein Signal für politische Gegner, für andere, zu zeigen: Ich bin da, ich bin rechtsextrem, und das ist gut so.“

Die SPD will sich damit nicht abfinden. Sie fordert von der WBM, den Mietvertrag so schnell wie möglich zu beenden.

(W. Siebert und J. Goll)

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