Beratungsangebot zum Umgang mit Verschwörungserzählungen im privaten Umfeld

Im WhatsApp-Familienchat werden Links von Webseiten geteilt, auf denen die Corona-Pandemie als geheimer Plan „mächtiger Eliten“ dargestellt wird; eine Freundin, die sich schon öfter kritisch gegen Impfungen geäußert hat, wirbt für eine Demonstration von Pandemieleugner_innen, an der auch Rechtsextreme teilnehmen; im Treppenhaus tauchen Sticker der Verschwörungserzählung „QAnon“ auf: Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie melden sich vermehrt Personen bei der MBR, die bei Freund_innen, nahen Angehörigen, im weiteren Bekanntenkreis, Arbeitskolleg_innen oder bei Nachbar_innen eine Hinwendung zu Verschwörungsideologien wahrnehmen. Sie fragen sich, wie sie damit umgehen können und suchen Beratung und Unterstützung. Darüber hinaus erreichen die MBR immer wieder Anfragen von Behörden, Lehrkräften, Erzieher_innen etc., die sich Hintergrundinformationen zum Thema wünschen.

Die MBR beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit dem Thema Verschwörungsideologie und hat Fachwissen über die maßgeblichen Akteur_innen, die aktuellen Entwicklungen sowie über die Verbindung zu den Phänomenbereichen Antisemitismus, Rechtsextremismus und Rechtspopulismus.

Ein relevanter Teil der Bevölkerung hat sich vom demokratischen Diskurs entkoppelt und ist mit rationalen Argumenten nur noch schwer oder gar nicht mehr erreichbar. Es existiert eine eigenständige, vielfältige Medienlandschaft, die diesen Bevölkerungsteil mit Verschwörungserzählungen „versorgt“.

Seit Beginn der rechtsoffenen Versammlungen („Hygienedemos“, „Querdenken“ etc.) begleitet die MBR zudem das Geschehen vor Ort sowie in den relevanten Sozialen Netzwerken und hält differenzierte, fortlaufend aktualisierte Informationen und Analysen zum Thema bereit. Die Erkenntnisse dieser Analysen und die langjährige fachliche Expertise zum Thema sind Grundlage für die Workshops und Fortbildungen für alle, die sich eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema wünschen. Inhalte können beispielsweise die Ursachen und Funktionen von Verschwörungserzählungen und deren Bezüge zum Antisemitismus sein.

Die Angebote der MBR werden ständig sowohl inhaltlich als auch vom Format her auf die aktuellen Entwicklungen angepasst. Personen, die im privaten oder beruflichen Kontext mit Verschwörungserzählungen konfrontiert sind, bietet die MBR zum einen eine fachliche Einschätzung der Problemlage:

  • Einordnung der Situation: Wie stark ist die Person in die Szene eingebunden (z.B. Sympathisant_in, Mitläufer_in, Aktivist_in etc.)? Wie erreichbar ist sie für Gespräche, Ansprachen und Interventionen? Befürwortet sie die Ausübung von Gewalt?
  • Welche Funktion hat für sie der Glaube an Verschwörungserzählungen?

 

Zum anderen unterstützt die MBR bei der Entwicklung individueller Handlungsstrategien, indem sie die Ziele und Ressourcen der Beratungsnehmenden in den Blick nimmt:

  • Wie ist der eigene Standpunkt? Welche Rolle habe ich? Was sind rote Linien? Welche Stärken und Spielräume habe ich?
  • Welche Form der Ansprache, welche Kommunikationswege oder Argumentationsstrategien sind für mich in dieser Situation sinnvoll und passend (z.B. Widersprüche in der Argumentation aufzeigen, gemeinsame Überprüfung von Quellen, Grenzen ziehen, Kontakt und Bindung herstellen oder halten, Konfrontieren etc.)?
  • Welche emotionalen Bindungen/Beziehungen bestehen, und was ist angesichts familiärer Verpflichtungen (z.B. dem Sorgerecht für ein gemeinsames Kind) möglich?
  • Welche weitere Unterstützung, Hilfesysteme gibt es vor Ort?

 

Bei Bedarf an einer langfristigen Begleitung hilft das Team der MBR bei der Suche nach einer passenden psychosozialen Beratungsstelle. Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR) kooperiert im Projekt „entschwört“ mit der Pad gGmbH/„ElternStärken“, um die jeweiligen Expertisen zu Verschwörungsideologie und Kinder- und Jugend- sowie Familienhilfe zusammenzuführen. Das Projekt „entschwört“ berät und begleitet Menschen in besonders konfliktbeladenen Beziehungen im Umgang mit ihren verschwörungsgläubigen An- und Zugehörigen, begleitet Ratsuchende, z.B. zu Jugendämtern und anderen Hilfestrukturen, und organisiert Vernetzungsrunden unter Betroffenen. Der Schwerpunkt der MBR innerhalb des Projekts liegt auf Schulungen und Workshops für Fachkräfte der Sozialen Arbeit, aber auch für Einzelpersonen.

Sie brauchen Unterstützung zum Umgang mit rechtsextremen, rassistischen, rechtspopulistischen, antisemitischen und verschwörungsideologischen Einstellungen, Äußerungen oder Vorfällen im privaten Umfeld oder möchten mehr zu unserem Beratungsangebot erfahren? Wir beraten Sie kompetent, kostenlos und vertraulich.

Schreiben Sie uns an info@mbr-berlin.de, informieren Sie sich auf der Website oder rufen Sie an unter 030 817 985 810.

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