Antifaschistische Demonstration in Treptow-Köpenick

7.7.2012 Schöneweide ohne braunen Sprengstoff – „Hexogen“ dicht machen!

Berliner antifaschistische Gruppen rufen für den 7. Juli zu einer Demonstration gegen rechte Hegemonie-Bestrebungen in Schöneweide auf. Diese soll deutlich machen, dass die gerade in Schöneweide vernetzt agierende Nazi-Szene nicht nur ein Problem für diesen Kiez und den Bezirk, sondern für die ganze Stadt ist. Auch das Bündnis für Demokratie und Toleranz mobilisiert zu dieser gewaltfreien Demonstration gegen die rechten Strukturen im Ortsteil.

Konkreter Anlass ist das einjährige Bestehen des Militaria-Ladens „Hexogen“ in der Brückenstraße, der nach einem Sprengstoff aus dem 2.Weltkrieg benannt ist und vom NPD-Landesvorsitzenden Sebastian Schmidtke betrieben wird, der dort Lifestyle- und Ausrüstungsgegenstände für die Aktivisten der rechten Szene anbietet.

Trefforten von Rechtsextremen wie Henker und Hexogen werden wir mit allen rechtlichen und zivilgesellschaftlichen Mitteln und Möglichkeiten entgegentreten, um deutlich zu machen, dass dieser Bezirk ein weltoffener, toleranter und demokratischer Ort ist. Braunen Kauforten werden wir eine bunte Kultur entgegenstellen.

Unser Bündnis unterstützt das Anliegen dieser Demonstration und ruft zu einer breiten Teilnahme auf.

Treffpunkt ist am Samstag, dem 7. Juli, um 17 Uhr vor dem Bahnhof Schöneweide

Oliver Igel, Bezirksbürgermeister (SPD) – Schirmherr des Bündnisses
Hans Erxleben, Bezirksverordneter (Die Linke) – Sprecher des Bündnisses

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Aufruf des Projekts „Uffmucken Schöneweide“ für die Demonstration gegen den Naziladen „Hexogen“ am 7.7.2012 um 17 Uhr am S-Bahnhof Schöneweide

Wer nicht uffmuckt, hat schon verloren!
Für eine alternative (Jugend-)Kultur!
Gegen Nazistrukturen und Rassismus in Schöneweide!

Schöneweide 2012: Das sind tagtäglich tausende Studierende, die zur Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) pilgern. Das sind junge Familien, die hier leben und die Wochenenden gerne in der Wuhlheide verbringen. Das sind hippe Künstler_innen in ihren Ateliers und aufstrebende Kleinunternehmen in den alten Fabrikgebäuden. Und? Na und eben ein dickes Naziproblem!

Die Brückenstraße zwischen S-Bahnhof und Treskowbrücke ist zum Synonym für das Streben der Naziszene nach Vorherrschaft auf der Straße geworden. Mit der Kneipe „Zum Henker“ und dem Laden „Hexogen“ verfügen die Rechten hier über zwei zentrale Eckpfeiler der Berlin-Brandenburger Szenestrukturen. Während der „Henker“ eine Kneipe ist, die aus der rechten Szene für die rechte Szene betrieben wird, handelt es sich beim „Hexogen“ um einen Laden, in dem es nach eigenen Angaben „Alles für den Aktivisten“ gibt – dazu gehören auch Waffen. Um die Person Sebastian Schmidtke, den Betreiber des „Hexogen“, scharrt sich inzwischen die gesamte Neonzaiszene in Berlin: der umtriebige 27-jährige ist nicht nur NPD-Landesvorsitzender und langjähriger Aktivist der kameradschaftsnahen Strukturen in Berlin. Ihm wird auch eine Verbindung zum Neonazinetzwerk „nw-berlin“ nachgesagt, das eine sogenannte „Chronik“ im Internet betreibt, über die Bilder von politischen Gegner_innen sowie Adressen von linken und zivilgesellschaftlichen Einrichtungen veröffentlicht werden.

Seit mehreren Jahren kommt es daraufhin immer wieder zu Einschüchterungsversuchen gegen zivilgesellschaftlich Engagierte sowie zu Sprühereien und Brandanschlägen gegen Läden und Jugendclubs – auch in Treptow-Köpenick. Am Nachmittag des 29. Mai 2012 attackierten Neonazis im Ortsteil Johannisthal junge Linke, die rassistische NPD-Plakate und –Aufkleber
entfernten, die hundertfach von Neonazis im Neubaugebiet rund um die Springbornstraße verklebt wurden. Nur mit viel Glück kamen die Betroffenen mit dem Schrecken davon. Als einige Tage später ein zivilgesellschaftlicher Kiezspaziergang zum Entfernen der Nazipropaganda stattfand, versuchten die Neonazis erneut, Menschen einzuschüchtern und anzugreifen. Die Ereignisse machen deutlich, dass die Nazis ihre auf Aufklebern, Sprühereien und Plakaten ausgesprochenen Drohungen in die Tat umsetzen. Mit ihren menschenverachtenden Inhalten hetzen sie zu eben jenen Angriffen auf. Wir finden die dauerhafte Präsenz der Nazis hier unerträglich und wollen sie nicht länger dulden! Doch nicht nur die organisierte und offen auftretende Neonaziszene ist ein Problem. Auch „ganz normale“ Geschäfte und Kneipen sympathisieren mit den Neonazis oder können gar als rechtsoffen eingestuft werden. So rekrutiert das Berliner Chapter des weltweit agierenden Rockerclubs Gremium MC ehemalige, aber auch bis heute aktive Neonazis für die eigenen Reihen, d.h. es gibt Doppelmitgliedschaften zwischen Neonaziszene und Rockern. Die braunen Rocker betreiben in Schöneweide gleich mehrere Locations.

Die Neonazis und die Rocker fühlen sich rund um die Brückenstraße so wohl, weil viele Menschen das Problem nicht erkennen oder es nicht als das Ihrige ansehen. Dabei geht es alle etwas an, wenn Menschen aufgrund ihrer vermeintlichen Herkunft, wegen ihrer nicht-weißen Hautfarbe, ihrer politischen Einstellung oder infolge ihrer sexuellen Orientierung angepöbelt und durch Straßen gejagt werden. Es geht alle etwas an, wenn Menschen aus Angst abends nicht durch die Brückenstraße gehen. Es geht alle etwas an, dass Menschen, die Nazipropaganda entfernen, dies tun können, ohne um Leib und Leben zu fürchten.

Wer den Neonazis und dem Alltagsrassismus etwas entgegensetzen will, muss die Probleme als solche benennen. Wenn Neonazis einen ganzen Stadtteil okkupieren wollen und ihm einen „schlechten Ruf“ verpassen, so ist das kein „Imageproblem“, sondern eine Herausforderung für die demokratische Kultur. Die Antwort ist eine starke antifaschistische Zivilgesellschaft und die Etablierung einer alternativen (Jugend-)Kultur.

Deshalb unterstützt das Bündnis „Uffmucken“ die antifaschistische Demonstration unter dem Motto „Turn left, smash right. Nazistrukturen in Schöneweide aufdecken und bekämpfen!“ Wir rufen alle Menschen, die ein Interesse an einem lebendigen und vielfältigen Schöneweide haben, auf, sich kreativ an der Demonstration zu beteiligen. Malt Schilder! Bringt eure Freund_innen, Geschwister, Omas und Opas mit! Und: muckt uff! Denn wer nicht uffmuckt, hat schon verloren!

Antifaschistische Demonstration
7. Juli 2012 | 17 Uhr | S-Bhf. Schöneweide
weitere Infos: www.turn-left.tk

Links

!/images/pfeil.gif!“Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus Treptow-Köpenick”:http://demokratie-tk.de/

!/images/pfeil.gif!“Uffmucken”:http://uffmucken-schoeneweide.de/2012/06/30/aufruf-zur-demo-am-7-7-in-schoneweide/#more-108

Presse

!/images/pfeil.gif!“MUT gegen rechte Gewalt – Kein Grund zum Feiern- Ein Jahr „Hexogen“ in Berlin”:http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/news/reportagen/kein-grund-zum-feiern-ein-jahr-hexogen-berlin-2012-06