»Diese Internetseite veröffentlicht illegale Inhalte. Bis diese Inhalte gelöscht sind, ist die Seite nicht erreichbar.« Die Internetpräsenz der Kameradschaft »Freie Nationalisten Berlin Mitte (FN-Mitte)« ist seit Neuestem offline. Dem Vernehmen nach müssen die jungen Neonazis, die sich den multikulturellen Wedding als Aktionsfeld ausgesucht haben, erst mal einige hundert Euro berappen: Sie waren angezeigt worden, weil sie ohne Genehmigung einen Zeitungsartikel, der über ihre Aktivitäten aufklärt, verbreitet und gleichzeitig gegen den Journalisten unverblümte Drohungen ausgesprochen hatten.
Doch die junge Neonazi-Truppe bläst sich nicht nur im Internet auf: Im April dieses Jahres fielen die sich im rechten Autonomen-Style gerierenden Nazis erstmals durch Schmierereien auf ein Parteibüro der LINKEN, eine Moschee und ein Wohnprojekt in Wedding auf. Dann durch die Teilnahme an einer spontanen Nazi-Demonstration am 1. Mai auf dem Ku’damm. Nachdem Antifaschisten Mitglieder der Kameradschaft in der Öffentlichkeit bekannt gemacht hatten, folgten Übergriffe auf Linke und Migranten. Zuletzt stoppte die Polizei in der Nacht zum 9. Juli sechs Neonazis aus dem Umfeld der FN-Mitte in Weißensee, die mit Pfefferspray, Schlagstöcken und Farbe bewaffnet waren. Sie wollten offenbar zum alternativen Jugendzentrum »Bunte Kuh« oder dem Kultur- und Bildungszentrum KuBiZ – das bereits im Mai mit Nazi-Parolen verunstaltet worden war.
Der Berliner Innenverwaltung ist die rechte Kameradschaft bekannt. »Seit Beginn dieses Jahres sind die ›Freien Nationalisten Berlin-Mitte‹ aktiv«, sagt die Sprecherin des Verfassungsschutzes, Isabell Kalbitzer. Zu der Gruppe, die von Fluktuation betroffen sei, würden zwischen 10 und 15 Mitglieder zählen. »Die Freien Nationalisten Mitte stehen unter Beobachtung«, sagt Kalbitzer. Dennoch müsse man sehen – ohne bagatellisieren zu wollen –, so die Verfassungsschutzsprecherin, dass es sich um keine fest gefügte Organisation wie etwa den verbotenen Frontbann 24 handelt. Die Gruppe sei auch kein fester Bestandteil der sogenannten Autonomen Nationalisten.
Ganz ohne Kontakte scheinen die FN-Mitte indes nicht zu sein. Zumindest zu den Neonazis der sich vor Kurzem selbst aufgelösten Kameradschaft Märkisch Oder Barnim (KMOB) in Brandenburg scheinen Verbindungen bestanden zu haben. Genau wie diese agieren die Neonazis aus Mitte aktionistisch. »Die Freien Nationalisten Mitte treten gewaltbereit auf und nehmen Repressalien in Kauf«, sagt Annika Eckel von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Berlin (MBR). Die MBR berät derzeit ein Bündnis gegen Rechtsextremismus im Bezirk, das sich nach einem brutalen Übergriff auf zwei Iraner am Leopoldplatz in Wedding 2009 konstituiert hat.
Gegen den Straßenterror der Proleten der FN-Mitte will jetzt auch ein Antifa-Bündnis am 17. September auf die Straße gehen. »Dazu laden wir alle Nachbarschaftsvereine ein«, kündigt Martin Sonnenburg von der North East Antifascists (NEA) an.
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(_Martin Kröger_)