„Wir holen uns die Straße zurück“, sagte eine Schülerin aus dem nahen Ortsteil Johannisthal, in dem es regelmäßig rechtsextreme Übergriffe gibt. Am frühen Nachmittag trat der europaweit bekannte Swing- und Jazzmusiker Andrej Hermlin auf.
Das Treptower „Bündnis für Demokratie und Toleranz, gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“ hatte zusammen mit Parteien, Jugendvereinen und dem Kleingärtnerverband zu dem Protest aufgerufen. Schirmherrin war die Bezirksbürgermeisterin Gabriele Schöttler (SPD), die ein Zeichen gegen die anhaltenden Versuche von Neonazis setzen wollte, den öffentlichen Raum in Treptow-Köpenick in Beschlag zu nehmen. Mitveranstalter Hans Erxleben (Linke) wies darauf hin, dass die rechte Szene am 1. Dezember in Treptow erneut für ein „nationales Jugendzentrum“ demonstrieren werde. Jedes Jahr versammeln sich dazu bis zu 1000 Neonazis aus ganz Berlin. Die Polizei verwies gestern mindestens einen Rechtsextremisten am Bahnhof Schöneweide des Platzes. Erst kürzlich hatten mutmaßliche Neonazis das Wahlkreisbüro des bekannten Linkspolitikers Gregor Gysi in Schöneweide beschädigt.
In Lichtenberg besuchten ebenfalls am gestrigen Sonnabend hunderte Anwohner das vietnamesische Straßenfest „Wir im Kiez“ am Münsterlandplatz. Die „Vereinigung der Vietnamesen“ und der Lichtenberger Kulturverein hatten die Veranstaltung anlässlich des vietnamesischen Mondfestes organisiert. „Dass trotz des Wetters so viele Menschen kamen, gibt uns Anlass zur Hoffnung“, sagt Andreas Wächter, der im Bezirk die Aktionen gegen rechts koordiniert. Künftig wolle man mehr Anwohner zu gemeinsamen Veranstaltungen mit Migranten aus dem Viertel mobilisieren. Am Nachmittag traten mehrere Bands beim „Rock gegen Rechts“ in der Lichtenberger Nöldnerstraße auf. Jugendliche aus den Schulen der Umgebung hatten das Konzert organisiert, der Bezirk unterstützte die Veranstaltung.
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