»Die Marke ›Thor Steinar‹ trägt rechtes Gedankengut in den öffentlichen Raum. Das können und werden wir nicht zulassen«, sagt Martin Sonnenburg von der Antifaschistischen Initiative Nordost.
Auch der Landesvorsitzende der Berliner Linkspartei, Klaus Lederer, forderte die Bürger auf, klarzustellen, dass in Pankow »Naziläden« nicht willkommen sind – insbesondere nicht in unmittelbarer Nähe zum Jüdischen Friedhof.
Eine Stunde nach der Kundgebung soll dann »Tønsberg«, wie sich die Nazi-Kleiderkammer nennt, um zehn Uhr eröffnen. Der Name ist identisch mit einem Geschäft im Bezirk Mitte, das aufgrund heftiger Proteste und der Kündigung der Hausverwaltung schließen musste. Im Oktober 2008 hatte das Berliner Landgericht die Räumung des »Tønsberg«-Ladens in der Rosa-Luxemburg-Straße in Mitte angeordnet und damit der Klage des Vermieters stattgegeben.
Ob die Betreiber und das Personal ebenfalls die Gleichen wie in Mitte sind, wollte die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in Berlin (MBR) gestern nicht bestätigen. Fest steht, dass die Marke »Thor Steinar«, die immer wieder zweifelhafte und mehrdeutige Motive für ihre Klamotten nutzt, trotz Protesten weiter auf die Strategie setzt, eigene Läden zu eröffnen.
Dabei werden häufig norwegische Namen adaptiert. In langen Rechtsstreits konnte sich die Skytech. GmbH, die die Marke »Thor Steinar« verantwortet, im September dieses Jahres damit auch teilweise durchsetzen. Demnach ist die Nutzung skandinavischer Namen weiter möglich, solange es sich um keine Orts- oder Vornamen handelt.
Antifaschistische Kritiker der Modemarke vermuten, dass Namen wie »Tromsø«, der für ein ähnliches Geschäft in Friedrichshain benutzt wird, nicht zufällig gewählt sind, sondern in diesem Fall beispielsweise auf einen Flottenstützpunkt der nazistischen Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg im besetzten Norwegen hingewiesen werden soll.
Unklar blieb gestern, wie es um den Vermieter des Geschäftes in der Berliner Allee bestellt ist. Und ob dieser möglicherweise von den Betreibern, wie in anderen Fällen zuvor auch, über die Absichten bei der Anmietung getäuscht wurde. »Wie in anderen Fällen stehen wir auch diesmal bereit, den Vermieter zu beraten, sofern er das wünscht«, sagt Annika Eckel von der MBR. Bisher hat sich jedoch kein Vermieter bei der MBR gemeldet. Unklar ist auch, ob »Thor Steinar«, bzw. die Skytec GmbH, die die Marke verantwortet, aus den Kündigungen und juristischen Auseinandersetzungen der Vergangenheit bei ihren Läden Konsequenzen die Verträge betreffend gezogen hat.
Antifaschisten beobachteten unterdessen in den vergangenen Tagen, dass Mitarbeiter des Shops fleißig an und im Laden werkelten. Auch die Textilien sind bereits angeliefert worden. Kunden der Firma wurden im Vorfeld mit Einladungskarten unterrichtet.
Das letzte Geschäft, das in Weißensee bei Rechtsextremen beliebte Sachen vertrieb, der »Nordic Thunder«, musste 2005 schließen. Antifaschisten hoffen, das dem neuen Laden ebenfalls ein rasches Ende blüht.
Martin Kröger