112 dieser Fälle sind in einer Chronik dokumentiert, die am Mittwoch in einem Sammelband mit dem Titel “Berliner Zustände 2007” erschien. Darin analysieren neben ReachOut die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR), das Antifaschistische Pressearchiv und Bildungszentrum (apabiz) sowie das Projekt Antisemitismus im Kontext von Migration und Rassismus (amira) einige zentrale Aspekte des politischen Extremismus in der Hauptstadt.
Eine Erklärung für den Rückgang der Übergriffe könnte aus Sicht der Autoren sein, dass bekannte rechte Schläger zeitweise in Haft waren. “Aufgrund der Erfahrungen aus unserer Beratungspraxis vermuten wir allerdings auch, dass die potenziellen Opfer und deren Umfeld mittlerweile so weit sensibilisiert sind, dass sie bestimmte Orte meiden oder sich vorsichtiger durch die Stadt bewegen, um möglichen Bedrohungen und Angriffen aus dem Weg zu gehen”, schreibt ReachOut. Einen Anlass zur Entwarnung gebe es jedenfalls nicht. Dagegen sprächen schon brutale Angriffe zu Beginn des Jahres 2008.
Friedrichshain war der Bilanz zufolge mit 24 registrierten Gewalttaten (2006: 51) auch im Jahr 2007 der Stadtteil mit der höchsten Zahl von rechtsextremen Gewaltattacken, 17 wurden für Lichtenberg (2006: 22) dokumentiert. Es folgen Pankow (2006: 9) und Prenzlauer Berg (2006: 15) mit je 11, Hohenschönhausen mit 9 (2006: 3) und Marzahn mit 7 (2006: 4) Angriffen. Im Westteil Berlins gab es wie bereits im Vorjahr die meisten Vorfälle in Neukölln (6) (2006: 6). Den auffälligsten Rückgang der Angriffszahlen verzeichnete ReachOut für Treptow (4)(2006: 15).
Dass die Beratungsstelle nur 112 der von ihr registrierten 122 Gewalttaten dokumentiert, erklärt sie mit ausdrücklichen Wünschen einiger Opfer. Diese hätten aus Angst vor weiteren Gewalttaten jede Form der Veröffentlichung abgelehnt.
Die Publikation “Berliner Zustände 2007” ist unter anderem auf der Internet-Seite der Beratungsstelle MBR zu finden.