Mit: Dr. Jennifer Petzen, Mit-Autorin des Schattenbericht-Beitrages von Gladt e.V.; Annika Eckel (MBR); Dr. Andres Nader; Gudrun Fertig
(Siegessäule) (angefragt)
“Kreuzberg als Chiffre – Von der Auslagerung der Homophobie aus der deutschen Mehrheitsgesellschaft”
Rassistische Zuschreibungen erfüllen in gesellschaftlichen Diskursen immer wieder die Funktion, die Verantwortung für Diskriminierung aus der deutschen Mehrheitsgesellschaft auszulagern und
sie z.B. ausschließlich auf männliche migrantische Jugendliche zu projezieren. Dies geschieht derzeit, wenn Homophobie ausschließlich bei “den Anderen” gesucht und gefunden wird.
GLADT e.V. beschreibt in ihrem Artikel für den Schattenbericht die Verzahnung rassistischer Diskurse mit deutschen und auch schwulen/queeren Entlastungsdiskursen. Dort wird Homphobie zu einem importierten Merkmal einer angeblich homogenen muslimischen community gemacht. Die deutsche, weiße Mehrheitsgesellschaft kann sich in Abgrenzung dazu als besonders tolerant profilieren und rassistische Ausgrenzung reproduzieren.
Die Transphobie und der Rassismus von Teilen der “schwulen” Szene wie auch die Bigotterie konservativer “deutscher” Protagonisten, die gestern die Homophobie “der Anderen” anprangerten und sich heute gegen die gesetzliche Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften einsetzen, werden so ausgeblendet.
Auch wenn der Ärger über homophobe Einstellungen und Gewalt legitim und die Problematisierung längst überfällig ist, so illegitim ist eine Kollektivierung und die Konstruktion eines integren Schuldigen. Im Machtgeflecht einer komplexen Gesellschaft darf Homophobie als Problem nicht aus der Mehrheitsgesellschaft ausgelagert werden und unter Umständen der Profilierung der eigenen Gruppe dienen. Auf dem Weg in eine inklusive Gesellschaft, die ihrer Vergangenheit und der realen Gegenwart kritisch bewusst ist, können Phänomene wie Homophobie, Sexismus, Rassismus oder Antisemitismus nur als ineinander verzahnt verstanden und gemeinsam angegangen werden.
Neben den Autor/innen des Artikels, den HerausgeberInnen des Schattenberichtes und einer Vertreterin der Siegessäule als dem größten Zeitungsprojekt der schwul/lesbischen Szene Berlins (angefragt) wird mit Dr. Andres Nader der Autor des Artikels “Kritische Weißseinsforschung für die Praxis”, der ebenfalls im diesjährigen Schattenbericht erschienen ist, auf dem Podium sitzen.
Wir hoffen auf eine spannende und produktive Diskussion und hoffen auf Euer/Ihr zahlreiches Erscheinen.
Im Namen der Redaktionsgruppe der “Berliner Zustände 2008”,
Ulli Jentsch und Eike Sanders
Hinweis für PressevertreterInnen:
Im Vorfeld besteht die Möglichkeit, kostenfreie Presseexemplare des Berichtes zu erhalten; zudem bieten wir ein Handout mit Exzerpten der Artikel an.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an das apabiz (Ulli Jentsch, Eike Sanders, mail@apabiz.de, Tel.: 030. 6116249) oder die
Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus – MBR (Annika Eckel, annika.eckel@mbr-berlin.de, Tel.: 030. 240 45432)
Die Veranstalter/innen behalten sich das Recht vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.