Denn dass Rechtsextreme bereit sind sich Waffen zu besorgen und diese auch einzusetzen ist keine neue Erkenntnis für Klose. Mit einem kleine Team rund um die von ihr gegründete Initiative „Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus“ (mbr) sammelt Bianca Klose seit Jahren Daten und Fakten aus der rechten Szene. Sie weiß längst, dass Gewalt gegen alle die nicht ins rechte Weltbild passen wollen an der Tagesordnung ist.
Neu aber ist die Dimension: 13 Jahre lange konnte die rechtsextreme Gruppe unbehelligt morden, Bomben bauen und Banken ausrauben. Zehn Menschenleben sollen so auf das Konto der so genannten NSU (Nationalsozialistischen Untergrund) gehen, 14 Banküberfälle werden ihnen zugeordnet und mindestens sechs bisher ungeklärte Straftaten könnten ins Schema der Rechtsterroristen passen. Darunter auch der grausame Bombenanschlag von 2004 auf einen Kölner Friseursalon, bei dem 22 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden.
Was über das Ausmaß der Verbrechen hinaus schockiert, ist die Verwicklung des Verfassungsschutzes in den Fall. Noch ist nicht genau geklärt, wie tief der Sumpf ist in dem die Behörden stecken: Waren sie landesweit auf dem rechten Auge blind und ließen Verbrecher mit rechtsextremer Gesinnung gewähren? Oder ist es sogar so, dass einzelne V-Leute von den Verbrechen wussten und sogar selbst am Tatort waren?
Egal, wie weit sich der Skandal noch ausweitet, Bianca Klose warnt vor Hysterie. Wenn jetzt wieder nach neuen Rezepten und härteren Gesetzen geschrien wird, dann sei das falsch. Vielmehr sollte endlich das ernst genommen werden, was Experten schon seit Jahren wissen: Rechtsextremismus ist keine Randerscheinung, sondern rechtes Gedankengut ist in der Mitte der deutschen Gesellschaft verankert. Den empirischen Beweis dazu bringt unter anderem eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung von 2010. In „Die Mitte in der Krise – Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2010“ wird belegt: Mehr als ein Viertel der Bevölkerung stimmen ausländerfeindlichen Aussagen zu. Das bedeutet einer von Vieren vertritt rechtsextreme Einstellungen. 2006 waren es bereits 20 Prozent die ein solches Weltbild guthießen. Das ist ein Anstieg von fünf Prozent in nur vier Jahren.
Auf sagwas.net fordert Bianca Klose weder ein NPD-Verbot noch neue Regeln. Wer den Rechtsextremismus in Deutschland nachhaltig bekämpfen will, der sollte aufhören zivilgesellschaftlichen Initiativen wie zum Beispiel den mbr zu gängeln, ihnen mit Misstrauen zu begegnen, zum Beispiel durch die so genannte Extremismusklausel. Die Politik soll endlich zuhören und mit denen in Dialog treten, die sich seit Jahren gegen rechtes Gedankengut in der Gesellschaft wehren. Diskutiert mit!