Rund 100 Leute versammelten sich am Montagnachmittag am Tatort, um auf den Übergriff aufmerksam zu machen. “Wandelt Wut zu Widerstand”, heißt es auf Flyern, die für eine Demonstration am Samstag verteilt wurden. Alle hätten die Pflicht, Nazis dort zu bekämpfen, wo sie auftauchen, schreiben die AntifaschistInnen. “Nazigewalt ist widerlich. Was bilden die sich ein?”, schimpft Alex. Für Sabine Kitter von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus ist der Übergriff “von besonderer Qualität”. “Die extreme Brutalität finden wir so nicht häufig vor.” Für Linksalternative sind Vorfälle dieser Art ein Affront: Ausgerechnet “ihr” Szenebiotop Friedrichshain führt längst die Statistiken über rechte Gewalt an. In der Nähe des Tatorts befindet sich auch die Diskothek “Jeton”, in der Rechtsradikale verkehren.
Auch Grünenpolitiker erschienen zur Mahnwache. Heidi Kosche mahnte die Bürger, Verantwortung zu übernehmen und Mut zu beweisen. Für Canan Bayram ist das “ein typischer Naziübergriff, bei dem die Rechten wahllos auf erkennbar Linke draufhauen”.
Warum der junge Mann ins Visier der vier Brandenburger geraten war, bleibt unklar. Auch die Polizei mochte sich nicht weiter äußern. Die Ermittlungen dauerten noch an und würden vom Landeskriminalamt übernommen, sagte ein Sprecher. Am Montagnachmittag wurden die Beschuldigtem einem Haftrichter vorgeführt. Bis Redaktionsschluss war nicht klar, ob sie in Untersuchungshaft kommen.
Sicher ist: Die jungen Männer hatten schon zuvor Streit mit Linken, der in einer Schlägerei endete. Anlass war nach Polizeiangaben die “einschlägige Kleidung” der Männer. Sie trugen laut Zeugen die bei Rechtsextremen beliebte Bekleidungsmarke “Thor Steinar”.
(Tilla Masberg)