Nach Angaben von Staatsanwaltschaft und Polizei wird den elf Männern und einer Frau vorgeworfen, öffentlich Uniformen und Zeichen des “Frontbann 24” als “Ausdruck einer den Nationalsozialismus glorifizierenden politischen Gesinnung” getragen zu haben. Die Gruppierung knüpfe an den 1924 als Vorläufer der nationalsozialistischen “SA” gegründeten “Frontbann” an und erinnere in ihrer Aufbauorganisation, ihren Symbolen und dem Auftreten ihrer Mitglieder bewusst an ihr “historisches Vorbild”.
Bei den Durchsuchungen mit rund 60 Beamten konnten den Angaben zufolge in allen Wohnungen diverse Kleidungsstücke beschlagnahmt werden. Die Polizisten entdeckten zudem ein Butterflymesser, einen Schlagring, Betäubungsmittel sowie für die Verteilung vorgesehene Kugelschreiber, Feuerzeuge und Anstecker mit Hakenkreuzen.
Laut Verfassungsschutz trat mit der Vereinigung seit den Verboten der “Kameradschaft Tor Berlin” (KTB) und der “Berliner Alternative Süd-Ost” (BASO) im Jahr 2005 erstmals wieder eine relevante rechtsextremistische Kameradschaft in der Bundeshauptstadt in Erscheinung. Seit Ende 2008 werden vermehrt Aktivitäten beobachtet. Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) lässt mittlerweile ein Verbot prüfen.
Die Kameradschaft hat dem Verfassungsschutz zufolge ihren regionalen Schwerpunkt im Ortsteil Schöneweide. Bei den etwa 50 bis 60 Mitgliedern handele es sich überwiegend um Personen, die eine rechtsextremistische Vergangenheit aufwiesen und zum Teil als gewaltbereit einzuschätzen seien.
In der Öffentlichkeit ist “Frontbann 24” inzwischen bei mehreren rechtsextremistischen Demonstrationen und Mahnwachen aufgetreten, darunter am 14. Februar in Dresden. Den Berliner Verfassungsschützern zufolge ergibt sich der rechtsextremistische Charakter aus den bewusst gewählten Bezügen zum historischen Nationalsozialismus in Namen und Symbolik.
Die Leiterin der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR), Bianca Klose, sagte, die Gruppierung bestehe nach Erkenntnissen ihres Teams aus einem “harten Kern” von rund 15 Personen. Diese seien bei Demonstrationen und gemeinsamen Aktionen durch ihre einheitliche Uniformierung mit NS-Bezug aufgefallen. Durch dieses “martialische Auftreten” solle vermutlich versucht werden, politische Gegner einzuschüchtern.
Nach Einschätzung des MBR stößt “Frontbann 24” innerhalb der rechten Szene Berlins in die Lücke zwischen der NPD und den sogenannten Autonomen Nationalisten. Allerdings seien die 2005 verbotenen Kameradschaften KTB und BASO inhaltlich verfassungsfeindlicher aufgetreten, führte Klose an. Von Frontbann liege bislang nur ein Flugblatt vor.
Von Mirko Hertrich, ddp