Robert Faust vom Bündnis “Neukölln gegen Nazis” erklärte am Donnerstag im jW-Gespräch, man wolle “Akteure und Strukturen der Rechten offenlegen”. Zudem sollen “Menschen in den betroffenen Ortsteilen Gropiusstadt, Rudow, Bukow und Britz dazu ermutigt werden, sich den Nazis in den Weg zu stellen sowie Rassistinnen und Rassisten offen die Stirn zu bieten”, so Faust weiter.
Die Statistiken von Antifagruppen und Opferberatungsstellen zeigen eines deutlich: Gehäuft kommt es seit 2009 in Südneukölln zu rechten Aktivitäten, darunter Angriffe auf politische Gegner der Neonazis, Propagandaaktionen und rassistisch motivierte Attacken. Höhepunkt waren zwei schwere nächtliche Brandanschläge auf das alternative Jugendzentrum “Anton-Schmaus-Haus” der linken Jugendorganisation “Die Falken” im Juni und November 2011. Wegen der Schäden ist der Club noch immer geschlossen.
Vor wenigen Tagen machte ein weiterer Vorfall Schlagzeilen: Unbekannte bewarfen die Sehitilik-Moschee am Columbiadamm mit Farbbeuteln, am Eingang des Gotteshauses brachten sie zudem das Bild eines Schweins an. Einige Wochen zuvor hatte es bereits Drohschreiben gegeben, die sich gegen die Mitglieder der muslimischen Gemeinde richteten.
Insbesondere im Ortsteil Rudow, der auch Zielpunkt der Demonstration sein soll, ist es rechten Gruppen nach Informationen lokaler Antifagruppen gelungen, eine subkulturelle Szene an sich zu binden. Eng vernetzt wird sich dabei mit Neonazis aus anderen Stadtteilen um das Projekt »NW Berlin« und der Berliner NPD.
Anliegen der antifaschistischen Demonstration am Freitag ist gerade die Sensibilisierung der Bevölkerung gegenüber den rechten Umtrieben und rassistischen Positionen in weiten Teilen der Gesellschaft. So richtete das Bündnis “Neukölln gegen Nazis” vor wenigen Tagen gemeinsam mit der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt eine Diskussionsveranstaltung statt, an der sich etwa 80 Anwohnerinnen und Anwohner beteiligten. Dabei berichtete Mirjam Blumenthal von den Falken Neukölln, daß sich ihr Verband trotz der permanenten Bedrohungssituation nicht davon abbringen lassen werde, im Rahmen seiner Kinder- und Jugendarbeit klar gegen rechts Position zu beziehen. Zudem stellten Mitarbeiter der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR), des Antifaschistischen Pressearchives (apabiz) sowie der Opferberatungsstelle ReachOut ihre Arbeit vor und gaben einen Überblick über das rechte Treiben im Kiez sowie deren Hauptprotagonisten. Auch Strategien zur Bekämpfung des Neonazismus wurden diskutiert.
Auf die Demonstrationsankündigung der Antifaschisten für Freitag reagierten die Rechten, indem sie zeitgleich einen Aufmarsch unter dem rassistischen Motto “Zeit zu handeln – Kriminelle Ausländer raus” ebenfalls durch Südneukölln ankündigten. Ihren Plan, in unmittelbarer Nähe zur Antifademo aufmarschieren zu können, machte ihnen allerdings die Versammlungsbehörde zunichte: Sie genehmigte den Neonazis eine Route im Ortsteil Mariendorf, mit dem Startpunkt Marienfelder Allee, Ecke Nahmitzer Damm.
Antifaschistische Demonstration: Fr., 13.04. 17.30 Uhr U-Bhf Lipschitzallee. Infos: zeitzuhandeln.antifa.cc und berlin.vvn-bda.org
Von Lothar Bassermann