(10.10.2009) Hamburger Abendblatt

Mehrere hundert Gegendemonstranten haben am Sonnabend einen Aufmarsch von Neonazis durch die östliche Innenstadt Berlins begleitet. Zu dem Protest hatte ein breites Bündnis aus Parteien und Vereinen, darunter die Grünen, die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und die Aktion Sühnezeichen aufgerufen. Nach Polizeiangaben standen rund 750 Rechtsextremen aus ganz Deutschland etwa 400 Demonstranten gegenüber.

Ein Polizeisprecher sagte, bis zum Nachmittag habe es elf Festnahmen auf beiden Seiten gegeben. Rund 1.000 Beamte waren den Angaben nach im Einsatz. Die Gegendemonstranten hätten mehrfach versucht, den Aufmarsch der Rechten durch Straßenblockaden zu stoppen. Die prominente Berliner Neonazi-Gegnerin Bianca Klose von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus (mbr) bezeichnete das Vorgehen der Polizei als „äußerst ruppig“. Die Beamten würden „hart und energisch bei den Gegendemonstranten durchgreifen“, sagte Klose.

Der Zug der Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet war mittags auf dem Alexanderplatz in Richtung Friedrichshain gestartet. Dort sollte eine Abschlusskundgebung stattfinden. Anlass des Aufmarschs war ein Brandanschlag auf die Neonazi-Kneipe „Zum Henker“ am 4. Oktober in Berlin-Niederschöneweide, der nach Ansicht der Rechtsradikalen auf das Konto der linken Szene ging. Bei dem Angriff war ein Mensch lebensgefährlich verletzt worden.

Die Polizei geht aber mittlerweile von einem persönlichen Racheakt der Täter aus, nachdem am Freitag der Staatsschutz sieben Männer zwischen 20 und 42 Jahren festgenommen hatte. Keiner der Verdächtigen habe aus politischer Motivation gehandelt, hieß es am Samstag. Die Männer seien weder der linken noch der rechten Szene zuzuordnen. Ihnen sei Ende September mit Prügel der Zutritt zu dem Lokal verweigert worden. Dabei seien sie verletzt worden.

(_epd_)

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