Der letzte Versuch der Neonazis, durch Friedrichshain zu demonstrieren, endete für sie am 1. Mai 2004 mit einer Niederlage. Wegen des friedlichen Protests Tausender, aber auch wegen brennender Barrikaden, fliegender Steine und Flaschen mussten sie an der Bezirksgrenze umkehren.
Nach einem Agenturbericht wollen die Nazis vom Alex zur Landsberger Allee ziehen, was die Polizei aber nicht bestätigte. Ein Gespräch zwischen Einsatzleitung und Anmelder stehe noch bevor, sagte eine Sprecherin. Zivilgesellschaftliche und Antifagruppen rufen indes für 11.30 Uhr zum Alex auf.
Hintergrund des Aufmarsches ist der Anschlag auf die rechte Szenekneipe “Zum Henker” am Sonntag. Unbekannte hatten zwei Molotowcocktails auf das Gebäude geworfen. Von den nach Polizeiangaben rund 40 dort anwesenden Rechten rannten einige auf die Straße und griffen ein Auto an, in dem sie den Täter vermuteten. Der Fahrer oder die Fahrerin überfuhr bei der Flucht einen der Angreifer. Der kam mit lebensgefährlichen Kopfverletzungen ins Krankenhaus, zwei weitere Neonazis erlitten einen Kiefer- bzw. einen Beinbruch. Der Anschlag wird nicht nur in der linken Szene kontrovers diskutiert und ein derartiges Vorgehen teilweise scharf kritisiert.
Die Nazis selber und auch einige Zeitungen vermuteten den oder die Täter schnell im linksradikalen Milieu. Die Polizei veröffentlichte Bilder vom Typ des Tatfahrzeuges und erbittet Hinweise. Der Staatsschutz ermittele wegen versuchten Mordes “in alle Richtungen”, hieß es gestern. Die Antifaschistische Linke Berlin beteilige sich nicht an Spekulationen, sagte Sprecher Lars Laumeyer. “Die bisherige Berichterstattung basiert auf Angaben der Rechten und muss deshalb mit Vorsicht behandelt werden.”
Die Tat berühre “die Integrität des zivilgesellschaftlichen Engagements gegen Rechtsextremismus und für Demokratie nicht”, sagte Bianca Klose, Leiterin der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR), gegenüber ND. Die MBR macht seit Monaten gegen den “Henker” mobil. “Das Engagement im Bezirk und der ganzen Stadt ist und bleibt unerlässlich.” Zu gegen sie nach dem Anschlag im Internet ausgesprochenen Drohungen wollte sich
Klose vorerst nicht äußern. Sie prüfe derzeit noch, wie sie damit umgehen werde. “Ich sehe, dass die rechte Szene die Tat als Vorwand nimmt, mich und andere, die beim zivilgesellschaftlichen Engagement gegen Rechtsextremismus ihr Gesicht gezeigt haben, zu bedrohen”, sagte Klose.
Auf einer rechten Internetseite heißt es “Vielleicht hat ja Bianca Klose auch mal Lust auf eine kleine Schwimmstunde im Landwehrkanal – wie damals Rosa Lux”, oder “Bianca Klose, sichten und v… … .!”, was “vernichten” heißen dürfte. Der braune Aufzug steht unter dem Motto “Vom nationalen Widerstand zum nationalen Angriff”.
Aktuelle Infos: www.mbr-berlin.de
Von Jörg Meyer