(09.03.2007) Publik-Forum

Publik-Forum: Ist politische Bildung eine erfolgreiche Strategie gegen Rechtsextreme?

von Swieykowski: Ich rate auf jeden Fall dazu, nicht nur repressiv mit Gewalt umzugehen, sondern auch präventiv. Es kommt aber darauf
an, mit wem man arbeitet.

Publik-Forum: Und zwar?

von Swieykowski: Mit Menschen, die schon ein
festes rechtsextremes Weltbild haben, lohnt es sich eigentlich nicht. Man muss bei denen ansetzen, die für das Gedankengut empfänglich sind, aber noch kein geschlossenes rechtsextremes Weltbild haben.

Publik-Forum: Wie muss Bildung vermittelt werden, damit sie dieses Publikum erreicht?

von Swieykowski: Wir brauchen Angebote, die Erlebnisse vermitteln. Man kann nicht einfach
Demokratie vermitteln, sondern muss das mit Leben füllen. Zum Beispiel, indem man im Jugendclub die Hausordnung aushandelt und die Jugendlichen lernen, dass sie mehr davon haben, wenn sie
sich auf Regeln einigen, Fairness an den Tag legen. An solch positiven Erfahrungen kann sich ein demokratisches Bewusstsein koppeln.

Publik-Forum: Wie sollte man Rechtsextremen entgegentreten?

von Swieykowski: Wenn man in einer Gruppe die Leute erstmal reden lässt, bietet man
den Kadern, die sich besser ausdrücken können, eine Bühne für ihre Propaganda, das finde ich eher
schwierig. Anders ist es, wenn man langfristig
arbeitet, zum Beispiel in einem Jugendprojekt. Gewalt und diskriminierendes Verhalten sollten durchaus sanktioniert werden. Das kann man aber nur, wenn man längerfristigen Einfluss auf die Menschen hat.

Publik-Forum: Was empfehlen Sie?

von Swieykowski: In der Arbeit mit rechts Orientierten geht es darum, sie aus ihrer rechtsextremen Erlebniswelt herauszuholen. Ein Jugendarbeiter hat mir mal von einer Gruppe
Jugendlicher erzählt, die sich für die rechtsextreme Szene interessierten: Mit denen hat er ein altes Moped wieder flott gemacht hat, so bekamen sie nebenbei eine kleine Mechanikerausbildung. Die haben daraufhin ihre Bomberjacken ausgezogen. Die rechtsextreme Szene war für sie nicht mehr interessant, sie hatten ein anderes Projekt, über das sie positive Erlebnisse hatten und ein Selbstwertgefühl entwickeln konnten.

(Das Interview mit dem MBR-Mitarbeiter führte Ulrike Schnellbach)

Quelle: Publik-Forum, Zeitung kritischer Christen, Oberursel, Ausgabe 5/2007

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