Doch schon vor der Eröffnung sorgt der neue Laden an der Brückenstraße 9 in Niederschöneweide für Protest. Gegen ihn will morgen ab 18 Uhr ein Bündnis aus Antifa, Parteien und weiteren demokratischen Kräften vom S-Bahnhof Schöneweide aus in Richtung Brückenstraße demonstrieren.
Denn der freundliche junge Inhaber heißt Sebastian Schmidtke und ist der stellvertretende NPD-Landeschef von Berlin. Der 26-Jährige, der auch für die bevorstehende Wahl zum Bezirksparlament in Treptow-Köpenick kandidiert, ist als führender Aktivist der rechtsextremen Szene bekannt. Seit Jahren tritt er als Anmelder rechter Aufmärsche und Kundgebungen auf. Schmidtke gilt als Bindeglied zwischen der rechtsextremen NPD und gewalttätigen autonomen Nationalisten. In seinem Laden, nur 150 Meter von der polizeibekannten Rechten-Kneipe “Zum Henker” entfernt, soll es “Alles für den Aktivisten” geben. So verspricht es zumindest die “Henker”-Homepage. Der zufolge soll der Laden “Hexogen” heißen – so wie ein gefährlicher Sprengstoff, der im Zweiten Weltkrieg verwendet wurde.
Dass die rechtsextreme Szene neben dem “Henker” nun einen weiteren Treffpunkt im Kiez um den Bahnhof Schöneweide erhält, treibt die Demokraten auf die Straße. “Wir dürfen nicht zulassen, dass die Rechten sich dort niederlassen”, sagt Hans Erxleben vom Bündnis für Demokratie und Toleranz in Treptow-Köpenick. “Der Laden ist Teil der rechtsextremen Strategie, möglichst viele Orte zu besetzen”, sagt Bianca Klose von der mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus. Entstehen soll eine Infrastruktur, die für Menschen, die nicht ins Weltbild der Rechten passen, gefährlich sein könne.
Auch der Eigentümer des Hauses Brückenstraße 9 ist besorgt. “Der rechtsextreme Hintergrund des Mieters war uns nicht bekannt”, sagt Axel Kaufmann, Geschäftsführer der Hausverwaltung mit Hauptsitz in Braunschweig. Man habe jetzt einen Anwalt damit beauftragt, so schnell wie möglich eine Räumung des Ladens herbeizuführen.
von Karin Schmidl