Seit Sonnabend ist der Geschäftsführer des Neonazi-Ausrüstungsladens der neue Landesvorsitzende der Berliner NPD. Von den circa 40 Delegierten, die zu dem rechtsextremen Landesparteitag in die NPD-Bundeszentrale in Köpenick gekommen waren, votierten laut dpa 86 Prozent für Schmidtke, der keinen Gegenkandidaten hatte, weil sein Vorgänger Uwe Meenen zuvor seine Kandidatur zurückzog. Schmidtke, der bisher Vizelandesvorsitzender war und zugleich als einer der führenden Kameradschaftler der sogenannten autonomen Nationalisten (AN) in Berlin gilt, will den rechtsextremen Landesverband künftig neu strukturieren und organisieren.
Experten der Neonazi-Szene verdächtigen Schmidtke allerdings auch, hinter der Homepage »Nationaler Widerstand Berlin« zu stecken, auf deren Seite Demokraten, Politiker, Anwälte sowie Journalisten in »Feindeslisten« aufgeführt werden. Schmidtke bestreitet allerdings seit neuestem öffentlich, mit der Internetseite von »NW-Berlin« etwas zu tun zu haben.
Jenseits eines zweifelhaften Dementis: Politisch wird der ohnehin immer stärker neonazistisch geprägte Berliner Landesverband der NPD aller Wahrscheinlichkeit nach in Zukunft noch extremer auftreten. »Der neue starke Mann der NPD verheißt nichts Gutes: Er verkörpert die Verbindung zu gewaltbereiten Kameradschaftlern«, sagt Hans Erxleben vom Bündnis für Demokratie und Toleranz im Bezirk Treptow-Köpenick. Erxleben, der auch Bezirksverordneter der LINKEN ist, beobachtet seit Jahren mit Sorge die Etablierung rechtsextremer Szenestrukturen in Schöneweide, zu denen auch Schmidtkes Laden zählt. Auch Annika Eckel von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR) sieht mit der Wahl Schmidtkes »eine weitere Radikalisierung der Berliner NPD« kommen.
Vor dieser warnte am Wochenende ebenfalls CDU-Innensenator Frank Henkel. »Die Berliner NPD lässt damit weiter ihre Maske fallen.« Man werde diese Entwicklung sehr aufmerksam verfolgen, erklärte Henkel.
Von protestierenden Spitzenpolitikern war am Sonnabend vor der NPD-Zentrale in Köpenick, in die sich die Rechten nach der Absage eines kroatischen Lokals in Reinickendorf zurückgezogen hatten, indes nichts zu sehen. Zu der antifaschistischen Kundgebung auf den Mandrellaplatz waren bei eisigen Temperaturen rund 100 Demonstranten gekommen. Angesichts des Hickhacks um den Veranstaltungsort eine gute Zahl.
(_Martin Kröger_)