Wie bereits in den Vorjahren plant der rechtsextreme Videoaktivist Nikolai Nerling am kommenden Samstag eine Kundgebung in der Berliner Innenstadt. Der als „Volkslehrer“ bekannte ehemalige Grundschullehrer hatte bereits 2019 drei Kundgebungen durchgeführt, bei denen Redner aus dem überregionalen Holocaustleugner-Spektrum sprachen.
Für den kommenden Samstag, den 4. Juli mobilisiert Nerling auf seinen Social-Media-Kanälen unter dem Motto „Für deutsche Kultur! Gegen BRD-Faschismus in Deutschland“ zu einer Kundgebung vor dem Kanzleramt von 14 bis 18 Uhr. Angemeldet sind 200 Teilnehmende. Konkrete Redner sind bislang nicht angekündigt. Unter seinem YouTube-Video zu der Veranstaltung heißt es lediglich: „Es sind gute Redner angemeldet und auch ansonsten wird es ein feines Programm mit Gesang und Tanz geben!“
Schon 2019 fanden in Berlin am 14. Juli und 3. Oktober auf dem Breitscheidplatz sowie am 19. Januar auf der Reichstagswiese von Nerling angemeldete Kundgebungen unter ähnlichen Titeln statt, bei denen bekannte Holocaustleugner als Redner auftraten. Zudem wurden sogenannte „Volkstänze“ durchgeführt. Ähnliches ist daher für Samstag ebenfalls zu erwarten.
Bereits 2016 fiel Nerling mit einem antisemitischen Plakat auf, in dem der Holocaust als „eine Geschichte voller Lügen“ bezeichnet und der Shoa-Leugner Horst Mahler zitiert wurde. Seit 2017 agiert Nerling als rechtsextremer Videoaktivist unter dem Titel „Volkslehrer“. Infolge seiner zunehmenden rechtsextremen Aktivitäten wurde er 2018 aus dem Schuldienst entlassen. Im Dezember letzten Jahres wurde er vom Amtsgericht Dachau wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt, nachdem er in der KZ-Gedenkstätte Dachau vor Schülern Aussagen tätigte, die laut Gericht zum Ziel hatten „den Völkermord nicht nur zu verharmlosen, sondern auch zu leugnen“.(1) Im März dieses Jahres wurde in Berlin zudem Anklage wegen „Verharmlosung von Gräueltaten des Nationalsozialismus, Leugnen der Schoah, Zeigen des Hitlergrußes sowie Beleidigung und körperliche Misshandlung“ gegen Nerling erhoben.(2)
In der Vergangenheit trat Nerling regelmäßig bei rechtsextremen Veranstaltungen auf und interviewte für sein Videoportal rechtsextreme Akteure. Zudem ist er mehrfach am Rande zivilgesellschaftlicher Veranstaltungen anzutreffen gewesen, bei denen er als vermeintlicher Journalist auftrat. In diesem Jahr war er, nicht nur in Berlin, überwiegend bei den rechtsoffenen „Corona-Protesten“ anzutreffen.
Auch wenn Nerlings Homepage derzeit nicht erreichbar ist, dürfte die mittlerweile enorme Popularität und Reichweite seiner weiterhin aktiven Social-Media-Kanäle in rechtsextremen Kreisen ausreichend sein, um am kommenden Samstag tatsächlich eine niedrige dreistellige Teilnehmer_innenzahl zu mobilisieren.