Museen, Gedenkstätten sowie Kunst- und Kulturschaffende geraten in den letzten Jahren verstärkt unter politischen Druck von rechts. Rechtspopulistische und rechtsextreme Parteien und Gruppierungen begreifen Kultur- und Geschichtspolitik als ein wichtiges Aktionsfeld. Ziel ihres „Kulturkampfes“ ist es, ständig Grenzen zu überschreiten und den öffentlichen Diskurs nach rechts zu verschieben. Im Zuge dieses Kulturkampfes häuften sich in den vergangenen Jahren auch Beratungsanfragen von Kultureinrichtungen an die MBR.
So wandte sich die wissenschaftliche Volontärin eines Museums im Zuge der Vorbereitung einer Ausstellung zum Thema Kunst im Nationalsozialismus an die MBR. Das Haus befürchtete u.a. geschichtsrevisionistische Äußerungen durch Besucher_innen, Anfeindungen in den sozialen Medien sowie Provokationen und Störungen durch Besucher_innengruppen bei Führungen. Zum Umgang damit wünschte sich die Mitarbeiterin des Museums eine Beratung und Fortbildung für die Bildungsabteilung des Museums.
Wie kann die MBR in einem solchen Fall unterstützen?
Zunächst führte die MBR gemeinsam mit der wissenschaftlichen Volontärin und einer weiteren Mitarbeiterin der Bildungsabteilung eine Analyse des Ist-Zustands durch: Worin bestehen die konkreten Befürchtungen und Unsicherheiten? Welche Erfahrungen haben die Mitarbeiter_innen des Museums bisher gemacht? Welche Bereiche des Museums sind betroffen? Im Zuge dieser Analyse zeigte sich, dass die befürchteten Szenarien nicht allein die Bildungsabteilung des Museums betrafen. Daher wurden in den Beratungsprozess weitere Abteilungen des Hauses wie Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit einbezogen, um das Museum in einem gesamtinstitutionellen Prozess gegen Anfeindungen von rechts zu wappnen.
Mit den wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen, den Volontär_innen sowie den Guides führte die MBR dann Fortbildungen zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und dem Kulturkampf von rechts durch. Mit den Guides des Museums wurden Führungen geübt, bestimmte Situationen durchgesprochen und Argumentationstrainings angeboten. Besucherdienst, Securities und Guides wurden zum Umgang mit Störungen durch Besucher_innen und zum Erkennen rechtsextremer Codes und Symbole fortgebildet. Die Hausordnung des Museums wurde überarbeitet und um eine „Antidiskriminierungsklausel“ ergänzt. Die Öffentlichkeitsabteilung des Hauses wurde im Umgang mit Herausforderungen in den Sozialen Medien geschult. Mit Unterstützung der MBR entwickelte sie zudem eine Netiquette für demokratische Diskussionsregeln in den Social-Media-Kanälen des Hauses.
Ziel der Beratung und Fortbildung durch die MBR war es, gemeinsam mit den Mitarbeiter_innen des Museums Kommunikations- und Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten, um so als Einrichtung selbstbewusst Anfeindungen von rechts begegnen zu können.