Zitty: Die NPD ist pleite, die Heimattreue Deutsche Jugend verboten, Thor Steinar nach Saudi-Arabien verkauft – steckt die rechte Szene in der Krise?
Bianca Klose: Ich warne vor verfrühtem Optimismus. Zum einen sind die Finanzstrukturen der NPD so undurchsichtig, dass sich jederzeit ganz neue Umstände ergeben können. Zum anderen sollte man nicht alleine dem parteiförmigen Rechtsextremismus Aufmerksamkeit schenken. In der Mitte der Gesellschaft gibt es starke rechtsextreme Tendenzen – nach wie vor. Auch Thor Steinar wird sich darum weiterhin großer Beliebtheit erfreuen – unter Menschen, die sich vom Runenkult und von den Gewalt verherrlichenden Botschaften angesprochen fühlen.
Also keine guten Nachrichten?
Doch. Wirklich erfreulich ist, dass sich die demokratische Öffentlichkeit in letzter Zeit bewusst gegen Rechtsextremismus positioniert und dagegen vorgeht. Es kommen drei Dinge zusammen: Erstens geht die Polizei an vielen Orten repressiv und nachhaltig gegen Rechtsextremismus vor – wie beispielsweise die Kleiderordnung in Berlin zeigt. Zweitens nutzen Kommunen oder auch Hausbesitzer immer
öfter alle juristischen Möglichkeiten, um Rechtsextremen den Zugang zu Räumlichkeiten zu erschweren – so wie der Bezirk Reinickendorf
vor dem NPD-Parteitag. Und drittens ist die Öffentlichkeit vielerorts gut informiert und organisiert sich gegen Rechts – das konnte man in Friedrichshain beobachten.
Stichwort Friedrichshain: dem dort eröffneten Thor-Steinar-Laden wurde gekündigt. Sind die Rechten in der Innenstadt gescheitert?
Nein. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass es sehr lange dauern kann, ehe rechte Organisationen oder Unternehmer sich von einem Ort zurückziehen – selbst wenn eine Kündigung durch den Vermieter vorliegt. So was braucht einen langen Atem.
Welche Folgen für die rechte Szene hätte ein Zusammenbruch der NPD?
Es hat bereits Versuche gegeben, Organisationsstrukturen neben der NPD aufzubauen, und die sind gescheitert. Aber es ist viel zu früh, über das Ende der NPD zu spekulieren. Im Moment geht es in der Partei um finanzielle Probleme und um Machtkämpfe – die hat es auch in der Vergangenheit häufig gegeben, und bisher hat sich die Partei immer wieder berappelt.
(Das Interview führte Frederik Bombosch)