Die knapp 25 Schiedsrichter standen verteilt im großen Sitzungssaal des Berliner Fußball-Verbandes und diskutieren mit reichlich Emotionen, wie der Ausruf »Geh’ doch mit den Mädchen spielen!« eines Trainers gegenüber einer Schiedsrichter-Assistentin einzuordnen ist. Ziel der Aufgabe war es jedoch nicht, regelkonforme Antworten zu erarbeiten, sondern sich über Situationen, in denen Diskriminierungen auftreten, und deren Lösungsvarianten auszutauschen.
Am Montagabend fand der zweite Durchlauf des Seminars »Antidiskriminierung im Berliner Amateurfußball« statt. Der Workshop ist aus der Kooperation des Berliner Fußball-Verbandes und der MBR hervorgegangen und wurde zunächst mit Schiedsrichtern der leistungsbezogenen Spielklassen durchgeführt, darunter auch Angela Hahn, Jörg Wehling, Christian Paul und Fabian Zastrow aus unserer Lehrgemeinschaft.
Seit fast zwei Jahren stehen die Handlungsrichtlinien im Mittelpunkt der Maßnahmen des Berliner Fußball-Verbandes gegen Rassismus auf den Sportplätzen der Stadt. Die rund dreistündige Veranstaltung sorgte für eine Auffrischung und sinnvolle Ergänzung des Themas und kam vor allem wegen ihres guten didaktischen Aufbaus positiv bei den Teilnehmern an. Referent Michael Kraft und sein Team führten kompetent und informativ durch den Abend und regten intensive Gespräche an.
Neben der beschriebene Diskussion im sogenannten »Schiedsrichter-Barometer« gab es einen Vortrag über Rassismus und Rechtsextremismus im Fußball. Rechtsextremismus ist eine Einstellung oder Verhaltensweise, bei der von der Ungleichwertigkeit von Menschen ausgegangen, ein ethnisch homogenes Volk konstruiert und die Gemeinschaft vor der Individuum gestellt wird. Auf Grundlage dieser Definition wurden Einstellungen, Erscheinungsformen und Symboliken besprochen.
Zum Abschluss des Seminars machten sich drei Gruppen in Werkstattgesprächen Gedanken, wie das Handeln von Verband, Vereinen und Schiedsrichtern verbessert werden kann. Konkrete Vorschläge wie der Einführung eines Ordnerbuches oder der Einbindung des Themas in die Lehrarbeit nahmen nicht nur die teilnehmenden Schiedsrichter, sondern auch der Vorsitzende des Schiedsrichter-Ausschusses Gerhard Müller, der dem Seminar beiwohnte, mit nach Hause. Nun sind die Schiedsrichter auf den Fußballplätzen gefordert, im Ernstfall – wenn möglich präventiv – zu handeln.