(25.06.2012) Stuttgarter Zeitung: Immer im Aufstand gegen rechts

Der Terror der Rechten, so bitter das klingt, hilft Bianca Klose derzeit dabei, ernst genommen zu werden. Sie kennt das Gegenteil gut. Seit mehr als zehn Jahren beobachtet Bianca Klose die rechte Szene in der Hauptstadt und berät Vereine, Lehrer, Jugendclubleiter, Bezirkspolitiker, Nachbarschaftsinitiativen und auch einzelne Bürger. In diesen Jahren hat sich vor allem eine Erfahrung verstetigt: Wer gegen Neonazis kämpft, der kämpft sehr häufig erst einmal darum, diese Arbeit tun zu dürfen und dafür finanziert zu werden. Die Bedrohung ändert sich nicht. Deren Wahrnehmung aber schwankt wie ein Aktienkurs. Zieht die NPD in einen Landtag ein, dann klingelt tags drauf Kloses Telefon. Journalisten suchen Erklärungen. Erschüttert politisch motivierte Gewalt die Republik, dann wird sie auf Podien und in Talkshows eingeladen und Politiker suchen ihre Nähe. Aber der Alltag? Mühsam.

Berufswunsch „Rechts-Beraterin“ – so war das nie bei Bianca Klose. Das liegt auch daran, dass es ihren Beruf gar nicht in dieser Form gab – sie hat ihn praktisch erfunden. Als sie Ende der 90er Jahre für ein Praktikum von Göttingen nach Berlin kam, da gab es zwei Vorstellungen, wie man Neonazis bekämpft: die einen kümmerten sich um die rechten Jugendlichen, versuchten, sie mit akzeptierender Sozialarbeit zur Einsicht zu lenken. Die anderen kümmerten sich um die Opfer.

Klose war damals Neueinsteigerin. Sie hatte zwar gerade ihre Magisterarbeit über Rechtsextremismus geschrieben, aber von der Praxis wenig Ahnung. Dann machte sie ihr erstes Praktikum in Berlin – und fuhr durch die neuen Länder. Das war eine harte Landung in der Wirklichkeit. Der erste Trip ging nach Wurzen, Sachsen-Anhalt. „Die Nazis standen einfach auf dem Marktplatz rum und dominierten die Szene. Und die sogenannte Zivilgesellschaft schaute zu.“ Die junge Frau war voller Bewunderung für eine Gruppe, die nicht den Mund hielt und bei allem wegsah. „Das waren mutige Leute.“

(Katja Bauer)

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